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ZEIT

Heute früh las ich vor der Morgenmeditation folgende Frage:

„Wie würden Sie die Zeit verbringen, wenn es keine Vergangenheit und keine Zukunft gäbe?“

(Zitat aus dem Harenberg-Kalender „Momente der Achtsamkeit 2019“)

In der Meditation und manch achtsamen Augenblicken stellt sich mir die Frage gar nicht, da ich dann nur das Hier und Jetzt erlebe.

Aber wieviel Zeit des Tages bin ich im Hier und Jetzt abwesend und hänge meinen Gedanken an Vergangenheit oder Zukunft nach (ohne dass ich mich achtsam Hier und Jetzt bewusst genau dazu entschieden habe)?

Würde ich den heutigen Tag genauso verbringen, wie ich es tue, wenn mir jeden Augenblick deutlich bewusst wäre, dass es keine Vergangenheit und keine Zukunft gibt – das Leben immer nur genau Hier und Jetzt geschieht, ohne Anfang und ohne Ende, zeitlos im Sinne von „außerhalb der Zeit“ und nicht als „unendlich lange Zeit“.

Diesen Zustand, einfaches „SEIN“, in der formalen Meditationsübung zu erfahren, ist das Eine. Dies aber jeden Augenblick des Tages zu erfahren, das Wissen aus der formalen Meditationspraxis im Alltag Hier und Jetzt zu leben ist nochmal eine ganz andere „Hausnummer“.


 

ACHTSAMKEIT & GLÜCK – WUWEI GRIECHISCH

 

Dem antiken griechischen Philosophen EPIKTET (ca. 50 – 138) wird folgendes Zitat zugeschrieben:

„Verlange nicht, dass das, was geschieht, so geschieht, wie Du es wünschst, sondern wünsche, dass es so geschieht, wie es geschieht, und Dein Leben wird heiter dahin stömen.“

Ich würde gerne die Worte Achtsamkeit und Glück einbringen und es so formulieren:

„Versuche nicht das, was geschieht, gemäß Deinen Wünschen zu verändern, sondern nehme es so, wie es geschieht, achtsam wahr, und das Glück wird in Deinem Leben sein.“

Schon die chinesischen Daoisten haben die innewohnende Weisheit natürlicher Prozesse erkannt und im Prinzip des „Tun durch Nicht-Tun“ (wuwei) formuliert: „Handle nicht gegen den natürlichen Lauf der Dinge.“

STILLE

 

„Stille ist eine Quelle großer Kraft“

(Laotse [Laozi, Laotzu])

Ich interpretiere dies so, dass „innere“, nicht „äußere“ Stille gemeint ist. Früher habe ich zum Meditieren immer möglichst alle Außengeräusche ausgeschlossen. Heute nehme ich genau diesen äußeren Lärm als Herausforderung an, zu innerer Stille zu finden.

GEHEN

 

Zen-Meister Linji wird folgender Ausspruch zugeschrieben (sinngemäß):

„Das Wunder besteht nicht darin, über Wasser gehen zu können, das Wunder besteht darin, auf der Erde gehen zu können.“

WERTE

 

Heute las ich in meinem Achtsamkeitskalender folgende Frage: „Sind Sie sich selbst treu, und leben Sie Ihre Werte?“ Vielleicht geht es gar nicht in erster Linie um eine endgültige Antwort auf diese Frage, sondern erstmal darum: Wissen wir überhaupt, ob wir uns selbst treu sind und unsere Werte leben? Kennen wir unsere Werte genau? Nehmen wir bewusst wahr, wie wir jeden Tag leben. Haben wir überhaupt die Informationen über uns selbst, um diese Frage gewissenhaft beantworten zu können? Sind wir täglich in all unseren Handlungen achtsam? Wissen wir eigentlich, wer wir sind?

TIERE, KLIMA und ACHTSAMKEIT

 

Wenn wir den Klimawandel aufhalten wollen, müssen wir unseren Fleischkonsum laut Klimarat der Vereinten Nationen um 90% reduzieren. Ein Steak wegzulassen, spart mehr Wasser, als sechs Monate lang nicht zu duschen. Der weitgrößte Anteil der Agrarflächen dient dem Anbau von Tierfutter. Weltweit werden jährlich 150 Milliarden Tiere für unseren Fleisch- und Fischkonsum getötet. Wo bleibt unsere rationale Intelligenz und wo bleibt unser durch Achtsamkeit entwickeltes Mitgefühl dabei? Was treibt uns zu diesem Wahnsinn?

DEN DENKENDEN GEIST ENTSCHLEIERN

„Immer wieder werden unsere Bewegungen von den Aversionen und Vorlieben des Geistes beeinflußt, und kaum einmal bemerken wir die Intention, die jene Bewegung in Gang setzt. So gleichen wir oft Robotern – der Bewegung, aber nicht der Bewußtheit fähig.“

(Stephen Levine in „Schritte zum Erwachen – Meditation der Achtsamkeit“, S. 41, Rowohlt 1997)

Hab‘ mal in meinen Bücherregalen gestöbert – in einigen „alten“ Büchern (die amerikanische Orginalausgabe erschien 1979) sind tiefere Wahrheiten zu finden, als in vielen aktuellen „Achtsamkeits-Ratgebern“. Auch das folgende Zitat stammt aus diesem Buch von Stephen Levine, dessen Todestag sich morgen, am 17. Januar das dritte Mal jährt.

„Wir erkennen, daß es wahrhaftig nicht notwendig ist, irgend jemandem irgendwelche Fragen zu stellen. Wir müssen nicht außerhalb unserer selbst nach der Antwort suchen. Indem wir den Fluß ergründen, wird der Fluß selbst zur Antwort. Das Stellen der Frage selbst, birgt die Antwort. Wenn wir fragen: ‚Wer bin ich?‘, dann finden wir den, der wir sind, in den Prozessen, aus denen diese Frage entspringt.“

Auf dem Umschlag des o.g. Buch ist eine Seerose abgebildet; diese Seerose blühte vor drei Jahren in meinem Teich:

WISSEN und WEISHEIT

„Wir brauchen nicht mehr Wissen, sondern mehr Weisheit. Weisheit kommt von unserer eigenen Aufmerksamkeit.“

(Siddhartha Gautama [Buddha])

Unsere Aufmerksamkeit können wir durch Meditation schulen.
Hast Du heute schon meditiert?
Wenn Du keine Zeit hast, meditiere gleich jetzt über „keine Zeit haben“.

Wer hat keine Zeit?

Was ist Zeit?

Gibt es Zeit im JETZT?