Zen-Weisheiten

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SPRACHE UND STILLE„Language is a sham, silence a lie, but beyond language and silence a road goes by.“
„Sprache ist eine Täuschung, Stille eine Lüge, aber jenseits von Sprache und Stille verläuft eine Straße.“

Yīduàn – 12th century Chinese monk
of the Chan school of Buddhism

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REFLEXIONIm 18-teiligen Taiji-Qigong gibt es eine Übung, die sich „Der Tiger fischt den Mond aus dem See“ nennt.
Das erinnert mich immer an einen Ausspruch des berühmten Zen-Meisters Ryokan:

„Die Menschen – wie Affen:
Verzweifelt greifen sie nach dem Mond im Teich.“

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TÄGLICHE MEDITATION

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WÜNSCHE

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PERSPEKTIVEEin Zen-Schüler steht am Ufer eines breiten, tiefen Flusses. Keine Brücke, kein Fährmann. Er ruft zum Meister am gegenüberliegenden Ufer: „Wie komme ich auf die andere Seite?“. Der Meister ruft zurück: „Du bist auf der anderen Seite!“

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ANFÄNGERGEISTVon Shunryu Suzuki (Zen Mind, Beginner’s Mind: Informal Talks on Zen Meditation and Practice) stammt der Ausspruch: „In the beginners’s mind there are many possibilities, but in the expert’s there are few.“
Meine Gedanken dazu: Wenn wir mit Expertenwissen in eine Meditation gehen, ist unser Geist im rationalen Modus und wir gleichen jede Erfahrung mit unserem Wissen ab. Dadurch wird es schwer loszulassen und sich für eine nichtrationale Erfahrung zu öffnen. Dies fällt Anfängern, die ohne Wissen in die Meditation gehen, oft leichter. Das bedeutet nicht, dass Expertenwissen etwas Schlechtes ist. Es hilft im rationalen Modus, es erschwert die Erfahrung des Nichtrationalen. Wenn wir beides an der richtigen Stelle einsetzen, verbinden und versöhnen wir Wissen und Nichtwissen, Erde und Himmel, Yin und Yang, Weiblich und Männlich und tauchen ins Taiji ein.

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DIE TÖNE AUS DER STILLE UNSERER SEELE
Wenn ich achtsam in Stille sitze, kann ich die Töne hören, die aus meiner Seele aufsteigen …

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ZIELEin junger Zen-Mönch fragt seinen Meister recht spitzfindig: „Meister, muss man sich nicht erst verlaufen, damit man seinen Zielort findet?“ Der Meister erwidert: „Seit ich keinen Zielort mehr habe, verlaufe ich mich nicht mehr!“

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SCHWEIGEN
Es war Zeit für die mündliche Unterweisung durch den Zen-Meister – doch Meister Gensha saß vor den versammelten Mönchen und schwieg. Er sagte kein einziges Wort. Nach etwa einer halben Stunde dachten die Mönche, dass es heute wohl keine Unterweisung mehr geben würde und begannen, sich zurückzuziehen. Da erklang die schneidend scharfe Stimme von Meister Gensha: „Wie ich sehe, seid ihr alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Nicht einer von euch besitzt den nötigen Scharfblick, klar zu sehen. Ihr seid gekommen, um zu sehen und zu hören, wie ich den Mund aufmache und Worte plappere, die ihr euch aneignen und nachplaudern könnt, in dem Glauben, die Worte enthielten irgendwelche Wahrheiten. Ein Jammer, dass keiner von euch erkennt, worum es wirklich geht. Würdet ihr so bleiben, es wäre eine Tragödie.“

(Quelle: Marco Aldinger, „Was ist die ewige Wahrheit?“
„Geh weiter!“, Herder 1998)

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ERLEUCHTUNGEin eifriger junger Novize suchte seinen Zen-Meister auf und fragte, wie lange es wohl dauert, bis er Erleuchtung erlänge. Der Meister antwortete: „Vielleicht 10 Jahre“. „Und wenn ich mich besonders anstrenge und täglich meditiere – wie lange dauert es dann“, fragte der Schüler. Der Meister erwiderte: „Dann wird es wohl eher 20 Jahre dauern.“ „Ich nehme wirklich jede Härte auf mich und will so schnell wie möglich ans Ziel gelangen“ sagte der Mann. Darauf der Meister: „Nun, in diesem Fall kann es bis zu 40 Jahre dauern!“

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GEGENWART„Ich habe im Himalaya einen heiligen Nepalesen getroffen, der in die Zukunft sehen kann und der diese Fähigkeit seinen Schülern beibringt“, erzählte ein junger Mann beeindruckt. „Das kann jeder“, antwortete der Zen-Meister gelangweilt, „mein Weg ist viel schwieriger“. „Wie ist denn dein Weg?“, fragte der junge Mann neugierig. Der Zen-Meister erwiderte: „Ich bringe die Menschen dazu, die Gegenwart zu sehen!“

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SPIEGELEin Mönch übte sich unentwegt in zazen, dem Sitzen in Meditation. Eines Tages fragte ihn sein Meister: „Was ist das Ziel des zazen?“ „Das Ziel besteht darin, ein Buddha zu werden.“ antwortete der Mönch. Daraufhin hob der Meister eine Bodenfliese auf und begann, sie an einem Felsen zu reiben. „Was tut ihr da, Meister?“ fragte der erstaunte Mönch. Darauf antwortete der Meister: „Ich poliere diese Fliese zu einem Spiegel!“ Der Mönch entgegnete: „Wie kann man aus einer Fliese durch Polieren einen Spiegel machen?“ „Wie kann man durch zazen ein Buddha werden?“ erwiderte der Meister.

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LOSLASSENZwei Mönche kamen auf ihrer Wanderschaft an einem Fluss vorbei, an dessen Ufer eine junge Frau in schönen Kleidern stand. Die Frau konnte den Fluss nicht überqueren, ohne dass ihre Kleider nass werden würden. Obwohl den Mönchen der körperliche Kontakt zu Frauen untersagt war, trug der ältere Mönch die Frau auf seinen Schultern durch das Wasser ans andere Ufer. Dort setzte er sie ab und wanderte mit seinem jüngeren Bruder schweigend weiter. Nach einiger Zeit wurde der junge Mönch unruhig und kritisierte seinen älteren Bruder: „Das war nicht richtig von Dir – wir dürfen keinen Körperkontakt zu Frauen haben. Warum hast Du gegen diese Regel verstoßen?“ Der alte Mönch hörte ruhig zu und sagte dann: „Ich habe die Frau vor längerer Zeit am Flussufer abgesetzt – trägst Du sie noch immer mit Dir herum?“

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ACHTSAMKEITEine altbekannte Zen-Geschichte, die ich vor ca. 25 Jahren das erste Mal hörte, hat jeden Tag 24 Stunden Relevanz für mich:
Der Schüler fragt seinen Meister: „Meister, Du bist immer so entspannt bei allem was Du tust. Wie machst Du das?“ Meister: „Wenn ich liege, liege ich. Wenn ich sitze, sitze ich. Wenn ich stehe, stehe ich. Wenn ich gehe, gehe ich.“ Schüler: „Aber das mache ich doch auch!“ Meister: „Nein – wenn Du liegst, sitzt Du schon – wenn Du sitzt, stehst Du schon – wenn Du stehst, gehst Du schon – und wenn Du gehst, bist Du schon am Ziel.“ In diesem Sinne weiterhin einen achtsamen Tag!

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WAHRHEIT„Suche nicht nach Wahrheit. Lasse einfach Deine Meinungen los.“ (Seng-ts’an, 3. Patriarch des Zen in China)

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Dr. Peter Wolfrum